Das älteste Mitglied der Künstlergruppe WilderersHans Joachim Teske

Hans Joachim Teske
„Ich male alles in meinem Kopf raus. Jeden Tag was anderes. Ich will im Atelier bleiben. Ich will neue Bilder verkaufen für Euro. Ich will die Bilder ausstellen.“

Hans-Joachim Teske, Gründungsmitglied der Künstlergruppe Wilderers (1993) und des Atelier Wilderers 2017.

Herr Teske ist ein Vollblutkünstler. Er kann nicht anders, als seine Umwelt künstlerisch wieder zu geben.
So vergeht für ihn kein Tag, auch außerhalb der Ateliers, an dem er nicht zeichnen und malen würde.
Hierzu nutzt er jegliches, ihm zur Verfügung stehende Material.

Herr Teske ist an quasi allem und allen interessiert. Sehr genau informiert er sich über Einzelheiten, die ihm besonders ins Auge stechen und die er in seiner Kunstsprache detailgetreu wiedergibt.

Hans Joachim Teske erarbeitet seine Eindrücke zunächst einfarbig, meist mit Bleistift, Edding oder Feder/ Tusche. Im Anschluss koloriert er auf seine ureigene Art und Weise. Sehr fein trägt er die Farben auf und überarbeitet nun teilweise die vorher so akribisch angelegten Linien, um sie nun durch neue zu ersetzen. Die Farben werden auf, nur durch ihn verstehbare Prozesse in Teilen übereinandergelegt oder komplett überarbeitet. Sein Farbauftrag ist stets sicher und unausweichlich.

In unnachahmlicher Weise kann Herr Teske Musik und Geräusche wiedergeben.
Er liebt besonders Gitarrenmusik und Bohrmaschinen.
Außerdem hat er eine große Sammelleidenschaft in Bezug auf Flyer und Visitenkarten.

Hajo hat sehr klare Vorstellungen, wie bestimmte Tagesabläufe, oder auch nur Situationen sein müssen.
So fehlt ihm z.B. Musik, eine Tasse Kaffee, Servierten, Eis, eine Feier oder ähnliches.
Ebenso begeistert er sich für in seinen Augen gelungene Momente, Kunstwerke, Ausflüge oder eben das Leben im Allgemeinen.

Häufig sind auch Buchstabenfolgen ein auffälliges Bildelement. Sie können nebensächlich eingearbeitet sein oder aber auch einen großen Raum einnehmen. Der Versuch seitens des Betrachters, diese Worte zu lesen, scheitert: Scheinbar wahllos aneinander gereiht oder sogar spiegelverkehrt sind die Buchstaben. Konsonanten vermissen ihre Vokale. Manchmal mischen sich Ziffern dazwischen. Nur der Künstler selbst weiß zu erklären, was seine Schriftzüge bezeichnen. Es kann der Titel des Bildes sein, oder ein Motiv nahe der Schrift benennen, oder erklären, dass in dem Bild eine Handlung zu sehen ist, die nach Meinung des Künstlers noch nicht deutlich genug hervorgehoben wurde.

Herr Teske hat sich zwar bemüht die Schrift zu lernen, jedoch hatte er offenbar mehr Interesse an der formalen Erscheinung der Buchstaben als an ihrem Klang oder ihrer Bedeutung. Er wählt sie als frei nach Bedürfnis wandelbare, grafische Elemente aus, um Worte aus ihnen zu komponieren, deren Bedeutung nur durch die Erinnerung des Künstlers klar auszumachen sind. Fragt man ihn nach einem Bild, weiß er immer, was er darauf geschrieben hat.

Dieser Einsatz von Schrift ist für Herrn Teske ganz selbstverständlich. Aus seiner eigenen Natur heraus benutzt er diese Methode, die einigen Konzepten sehr ähnlich ist, die sich Künstler der Avantgarde mit Mühe erdachten: Seine Werke sind verwandt mit den Schrift-Collagen Kurt Schwitters und mit dem „Befreiten Wort“ der italienischen Futuristen.

Tatsächlich scheint HaJo Teske noch einen Schritt weiter zu gehen und selbst die Buchstaben an sich noch befreien zu wollen, weshalb er ihnen erlaubt, sich auf seinem Malgrund frei auszurichten und sich nach Belieben zu einer Wortkonstruktion zusammenzumischen. Selbst seine eigene Unterschrift wandelt der Künstler je nach Stimmungslage, obwohl er nur selten ein Bild selbst signiert.

HaJo Teskes Motive bezeichnen häufig das, was ihn im Alltag gerade beschäftigt. Hat er eine interessante Architektur entdeckt? Denkt er an den besuchten Gottesdienst? Hat er ein Tier beobachten können? Hat er ein ästhetisches Motiv in seiner Sammlung von Broschüren und Flugblättern entdeckt? Oder lief am Wochenende die Übertragung eines Rockkonzerts im Fernsehen? Vielleicht schwelgt er auch in Erinnerungen an seinen letzten Urlaub an der Ostsee.

Eine von Herr Teskes größten Stärken ist seine Begeisterungsfähigkeit für Neues. Seine Neugier treibt ihn dazu, bei jeder Gelegenheit Neues auszuprobieren – und damit sind nicht nur bisher ungenutzte Werkzeuge zum Kunstschaffen gemeint. Trotz dieser Experimentierfreudigkeit behält er stets die Position des bildenden Künstlers bei und überlässt andere Kunstgattungen gerne den jeweiligen Experten, denen er aber gerne Publikum ist, um begeistert zu applaudieren und aus ihnen Inspiration zu ziehen.

Benjamin Westphalen, Kunsthistoriker